Komfortzone: Achtung „Sabotage“

Komfortzone (C) Tom Lamm

Wie wir uns selbst ständig sabotieren …

Wir alle kennen das Impostersyndrom und die quälende, kritische innere Stimme, die uns oft in der vermeintlich sicheren Komfortzone hält. Diese beiden sind mächtige Werkzeuge der Selbstsabotage. Deshalb möchte ich hier beginnen, Geschichten von Klienten und Klientinnen zu erzählen, die ab sofort alle den Namen Annabelle Federleicht tragen. Ein Name, der in meiner Therapiezeit im Jahr 2014 eine wichtige Rolle spielte und der Grund, warum mein Blog „allesfederleicht“ heißt 😉.

 

Annabelle Federleicht war 24 Jahre alt, als sie der Liebe wegen in eine ländliche Region zog. Gerade als sie das Landleben wieder aufgeben wollte, entdeckte sie ein Jobangebot, das alles verändern könnte. Annabelle war zu diesem Zeitpunkt Single und bereit, das Leben in vollen Zügen zu genießen, alles auszuprobieren. Sie bewarb sich auf eine Stelle als Chefredakteurin, obwohl ihre Deutschnoten schlecht waren. „Aber organisieren kann ich gut und ich bin kreativ! Soll ich mich bewerben?“ Annabelle war mutig und stellte sich dieser Herausforderung, obwohl sie keinerlei Erfahrung im Journalismus hatte. Sie interessierte sich für Digitalisierung und Grafik und präsentierte sich voller Selbstbewusstsein. Und ja, sie bekam den Job. Jeden Tag stellte sie sich neuen Herausforderungen und lernte in den zwei Jahren unglaublich viel.

 Heute wäre das für Annabelle undenkbar. Sie würde sich nie mehr für einen Job bewerben, wenn sie nicht sicher ist, ihn auch zu bekommen. Was ist passiert? Annabelle hat aufgehört, an sich zu glauben. Viele Rückschläge und die Angst vor Ablehnung haben sie geprägt. Ihre innere Kritikerin flüstert ihr ständig zu: „Das kann jemand Jüngeres besser, du bist nicht professionell genug.“ Obwohl Annabelle inzwischen fast 20 Jahre Erfahrung im Marketing und in der Beratung hat, wird ihre innere Kritikerin immer lauter.

Wie geht es euch damit? Steht ihr euch auch oft selbst im Weg und hinterfragt euch zu kritisch? Warum verlieren wir unsere jugendliche Unbekümmertheit, warum haben wir nicht den Mut, etwas Neues auszuprobieren und verlassen viel zu selten unsere Komfortzone? Was kann schon passieren, wenn man sich für einen Job bewirbt oder für einen Auftrag pitcht? Es kann nur ein „NEIN danke“ kommen.

 

Mir geht es oft genauso. Besonders dann, wenn ich Blogbeiträge schreibe und veröffentliche. Statt stolz zu sein, denke ich oft, dass ich besser hätte schreiben oder recherchieren können. Aber statt mich zu kritisieren, sollte ich stolz darauf sein, einen weiteren Schritt gemacht zu haben, um Wissen zu teilen und mit Interessierten in Kontakt zu kommen.

 Ich möchte manchmal mehr wie die junge Annabelle sein, die einfach sagt: „Ok, ich mache es.“ Es gelingt mir immer wieder, meine Komfortzone zu verlassen, vor allem im privaten Bereich. Beruflich ist das schwieriger. Da frage ich mich oft: „Kann ich das Risiko eingehen? Habe ich nicht zu viele Verpflichtungen?“ Doch welche Verpflichtungen habe ich tatsächlich? Ich merke, da geht noch mehr – raus aus der Selbstsabotage, die sich oft hinter der Komfortzone verbirgt. Auf der Couch zu sitzen und sich zu beschweren, sabotiert die eigene Energie und Motivation, die Spirale dreht sich weiter nach unten.

 

Wie komme ich aus der Komfortzone? Ich bleibe neugierig. Ich versuche, mich thematisch immer wieder mit neuen Themen auseinanderzusetzen und gehe an meine Grenzen. Früher habe ich meinen Urlaub komplett verplant. Heute lasse ich mich treiben, möchte Menschen, Kulinarik und Kultur erleben, ohne etwas geplant zu haben. Ich freue mich über Tipps und entscheide dann spontan, was ich mache. Das holt mich komplett aus meiner Komfortzone. Da ist viel Angst dabei, aber ich bin umso glücklicher, wenn ich ein schönes Erlebnis hatte und mir die Fotos ansehe. Dann sage ich zu mir selbst: „Hast du gut gemacht, du kannst dich auf dich verlassen!“

 Vielleicht ist das ein Anstoß, dies auch im beruflichen Kontext öfter mal zu tun. In meinem Beruf muss ich natürlich gut vorbereitet sein, aber es bedarf auch immer der Flexibilität. Denn wer sich zu sehr auf Werkzeuge konzentriert, verliert den Blick für die Menschen, denen wir helfen wollen. Ich rufe hiermit auf, die Komfortzone zu verlassen und freue mich auf eure Erfahrungen, wie ihr eure Selbstsabotage überlistet.

 Lasst uns mutig sein, lasst uns wachsen und endlich unsere Träume verwirklichen. Das Leben wartet auf uns – außerhalb unserer Komfortzone.